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Bastian Sick: "Happy Aua"
7. Februar 2008, Braunschweig

Federnden Schrittes läuft Bastian Sick auf die Bühne, positioniert sich an der Rampe und sagt: "Sie können gern auch mit Blitz fotografieren, ich habe nichts dagegen!" Sehr schnell wird klar: Dieser Mann fühlt sich wohl auf den Brettern.

Und er legt sofort los mit seinem Lieblingsthema, der Verhunzung des deutschen Genitivs: "Wem seine Unterhose ist das?" - "Ich!"

Unterstützt wird er dabei von "GeniTV", das auf einer Großbildleinwand eingeblendet wird. Hier zeigt er Stilblüten aus der deutschen Sprachlandschaft, die er in seinem jüngsten Werk "Happy Aua" zusammengefasst hat. "Wir vermiesen unseren Hund, und unsere Kinder auch", heißt es da in einer Anzeige, und wer das nicht versteht, wird zu einem "Analphabetisierungskurs" eingeladen. Diesen hat offenbar auch der Verfasser jenes Aufrufs erfolgreich absolviert, der auf einem Spielzeugmüllauto zu lesen ist: "Halte deine Landt sauber."

Ein ständiger Stolperstein der deutschen Sprache ist der korrekte Gebrauch des Partizip Perfekt. Heißt es denn nun "downgeloaded" oder "gedowngeloaded"? Augenzwinkernd liefert Bastian Sick die Lösung: "Es heißt selbstverständlich ……. heruntergeladen!" Und wie lautet das korrekte Perfekt von niesen? "Das kann man sich ganz leicht merken", verspricht Sick: "Zu DDR-Zeiten hätte man gefragt: Wer hat da geniest, Genossen?"

Sick führt uns in die Chefetagen dieser Welt. "Es gibt viele Chefs", zählt er auf: "Juniorchefs, Kabinenchefs, Bürochefs … und Lederchefs!" Und untermauert seine Aussage, indem er via GeniTV eine Anzeige präsentiert, in der "Lederchef-Sessel" angepriesen werden.

Quelle: Bastian Sick, Happy AuaOb er die LKW-Aufschrift "Gürüstbau" präsentiert oder das Angebot "Ohrlochstechen auch in die Nase" vorstellt - Bastian Sick versteht es, einen vollbesetzten Saal aufs Trefflichste zu unterhalten und zum Lachen zu bringen.

Er kommt dabei dennoch nie schulmeisterlich oder arrogant daher, sondern vermittelt stets den Eindruck, die Sache ausnahmslos spielerisch anzugehen.

Dennoch tritt dem einen oder anderen Zuschauer der Schweiß auf die Stirn, als der Sprachpapst mit scharf geschaltetem Mikrophon ins Publikum, das zu gefühlten fünfzig Prozent aus Lehrern besteht, herabsteigt und peinliche Fragen stellt: "Heißt es 'des Autors' oder 'des Autoren'?" Richtig, es heißt "des Autors". Denn: Der Genitiv eines Fremdwortes wird stets mit angehängtem "s" gekennzeichnet.

Gern zitiert Sick seine Freundin Sibylle, die uns plastisch vor Augen führt, dass Adverbien sich nicht beugen lassen: "Es bringt nichts, einer vorbeien Beziehung nachzutrauen. Eine Trennung ist doch 'ne okaye Lösung!"

Quelle: Bastian Sick, Happy AuaAber auch ein Single-Haushalt braucht einen gefüllten Kühlschrank, und so schnappt sich Sick einen Einkaufswagen und kutschiert damit über die Supermarkt-Bühne. GeniTV überträgt dabei die diversen Sonderangebote: "Gurgen", "Ananässer", "Hühnerfleisch - jetzt auch mit Fleisch!", "Kalbsbrust von der Schweinelende", "China-Pfanne, vom Schwein gewürzt" (Sick: "Bestimmt saulecker!") und "Wasser ohne H2O".

Da bleibt nur noch, guten Appetit zu wünschen.

Und hier ist jetzt "wegen der Geburt meiner Frau geschlossen."

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